Der Wettlauf um das autonome Fahren - wer ist zuerst auf Stufe 5?

Exkurs: Mobil zu sein ist ein wichtiger Aspekt unserer persönlichen Freiheit.

Vom Ernst-Reuter-Platz zum Brandenburger Tor verläuft die erste urbane Teststrecke für autonomes Fahren inmitten einer Großstadt mit digital aufgerüsteten Straßen. Im Rahmen des Forschungsprojektes Diginet-PS forscht das DAI-Labor an der Zukunft der Mobilität. Die hochkomplexe Verkehrsführung im Zentrum von Berlin bereitet Deutschland auf die nächste Stufe des automatisierten Fahrens vor.

Der wachsende Markt im Bereich der Mikroprozessorsysteme, Sensoren und Aktoren vergünstigt nicht nur die Produkte für die smart Homes und das smarte Office, sondern zunehmend auch für intelligente Interaktionsfelder auf den Straßen. Insbesondere der Wettlauf um die Entwicklung und Zulassung von autonomen Fahrzeugen ist künftig ein wichtiges Thema in den deutschen Großstädten.

Während sich einige bereits an autonom fahrende Staubsauger gewöhnen, könnten schon bald die ersten Robotaxis auf den Straßen fahren. Das Fraunhofer-Institut IAO prognostizierte bereits 2015 in einer Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, das autonome Fahren werde „bereits vor 2025 technische Reife erlangen“ und dann eine „Wertschöpfung am Standort Deutschland in Höhe von 8,8 Milliarden Euro“ ausmachen. Doch auf welchem Stand sind wir 2020?

Die Entwicklung des autonomen Fahrens ist in Europa und den USA anhand von fünf Stufen geplant und klassifiziert. Voraussichtlich werden wir schon in diesem Jahr die dritte Stufe auf den deutschen Straßen zulassen. Die erste Autonomiestufe sind Fahrerassistenzsysteme, wie beispielsweise der Abstandsregeltempomat (ACC). Letztendlich muss aber der Fahrer hier den Großteil der Aufgaben selbst übernehmen. Zur zweiten Stufe zählen Funktionen wie das automatische Einparken. Der Unterschied zu Stufe eins ist, dass der Fahrer zur selben Zeit die Hände vom Steuer und von den Pedalen nehmen kann. Diese Stufe können wir bereits auf den Straßen sehen. Modelle wie der Audi Q7, die E-Klasse von Mercedes oder der 7er BMW haben diese Funktionen bereits standardmäßig eingebaut. In der Autonomiestufe 3 kann das Auto komplexere Entscheidungen selbst treffen, beispielsweise ein Auto zu überholen, sodass der Fahrer das System nicht ständig überwachen muss und sich anderen Dingen zuwenden kann. In einigen amerikanischen Bundesstaaten wurde die Zulassung für die dritte Autonomiestufe bereits verabschiedet, für die deutschen Straßen wird ein ähnliches Gesetz derzeit ausgearbeitet.

Die vierte Stufe ist die Hochautomatisierung. Hier wird die Führung des Fahrzeugs dauerhaft vom System übernommen. Nur wenn Fahraufgaben vom System nicht mehr bewältigt werden können, wird der Fahrer aufgefordert, die Führung zu übernehmen. Und schließlich wird auf „Stufe 5“ überhaupt kein Fahrer mehr erforderlich sein. Diese Fahrzeuge werden vollständig automatisiert und benötigen keine Pedale, Lenkräder oder Steuerelemente. Sie werden eine grundlegende Veränderung unseres Alltags mit sich bringen.

Die digitale Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren in Berlin, ist auf diesem Weg ein neues Instrument. Vom Ernst-Reuter-Platz bis zum Brandenburger Tor sind eine Vielzahl von hochkomplexen Verkehrssituationen im innerstädtischen Bereich vorzufinden. Es wurden kleine Computer zusammen mit Ampel-, Verkehrslage-, Schadstoff-, Parkplatz-, Fahrbahnzustands- und Wettersensoren am Straßenrand verbaut, die mit den Autos kommunizieren können.

Das DIGINET-PS Referenzframework wurde vom DAI-Labor der TU Berlin entwickelt und schafft die Voraussetzungen dafür, dass die Fahrzeuge und die digitalisierte Straße miteinander kommunizieren und deren Wahrnehmungen sowie Vorhersagen über ein Kontrollzentrum abgebildet werden können. Die zusätzlichen Informationen helfen den Autos sich sicherer und effizienter im Straßenverkehr zu bewegen.

Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), ist das Projekt als offene Lernplattform konzipiert. Externe Stakeholder, die neue Dienstleistungen entwickeln oder Ihre innovativen Lösungen testen wollen, können von diesem Projekt profitieren.

Für weitere Informationen können Sie Herrn Jan Keiser kontaktieren unter:
jan.keiser@dai-labor.de
+49 30 – 314-74032
https://www.dai-labor.de/