Chefarzt Prof. Dr. Kai Wilhelm hat in Bonn die Teleradiologie etabliert.
Die Radiologen gelten als Vorreiter der digitalen Medizin. „Digitale Datensätze sind die Basis für alles, was wir machen”, sagt Prof. Dr. Kai Wilhelm. Der Chefarzt der Abteilung für Radiologie der Bonner Johanniter-Kliniken hat in den vergangenen Jahren die Teleradiologie in den Arbeitsablauf integrieren können. „Als Radiologe ist man nicht nur ein Botschafter für die Digitalisierung, sondern man will sie vorantreiben und ist essenziell daran gebunden”, erläutert Wilhelm. Als zentraler Dienstleister für die Kliniken sei die Radiologie „extrem” digitalisiert. Die Daten müssten für Diagnosen und Operationen bearbeitet, analysiert und ausgewertet werden. „Wir haben eine Datenmenge, die ohne In-formationstechnologie nicht mehr zu bearbeiten wäre”, fügt der Chefarzt hinzu.
Ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „die langfristig bei uns sind”, seien diese Aufgaben aber nicht zu be- wältigen. „Wir müssen und wollen junge Ärztinnen und Ärzte an uns binden. Die haben eine andere Work-Li- fe-Balance. Wir müssen also zukunftsorientiert arbeiten und das Ganze natürlich auf einer betriebswirtschaft- lichen Basis”, weiß Wilhelm.
Das DRG-System
Grundlage der betriebswirtschaftlichen Arbeit der Kliniken bilden seit rund 20 Jahren die DRGs, die Diagnosis Relaxed Groups. Dieses Klassifikationssystem fasst verschiedene Patientengruppen anhand bestimmter Kriterien zu Fallgruppen zusammen. Die Kliniken erhalten danach eine sogenannte Fallpauschale pro Diagnose oder Operation, unabhängig von der Dauer des Klinikaufenthaltes.
Folgen des DRG-Systems
„Die Verweildauer der Patientinnen und Patien- ten muss sinken und die Radiologie ist dafür ein wichtiger Baustein”, erläutert Wilhelm die Folgen der Fallpauschale. In Bonn sei dafür bereits seit mehreren Jahren die Teleradiologie im Einsatz. Dabei wird radiologisches Bildmaterial im Rahmen der Bereitschaftsdienste etwa aus der Computertomografie über Datenleitungen an Fachärzte geschickt. Da spezielle Ressourcen standortübergreifend zur Verfügung stehen und diagnostische Systeme synergetisch zum Einsatz kommen, könne die digitale Radiologie bei Personalproblemen der Kliniken helfen – zum Beispiel beim Ausfall von Ärztinnen und Ärzten durch Urlaub oder Krankheit, sagt Wilhelm. Auch sei über die digitalen Medien das Coaching des Personals möglich. Schwierige Untersuchungen könnten innerhalb kurzer Zeit unabhängig vom Ort des Einsatzes bewertet werden. „Insgesamt geht die Qualität hoch. Rund um die Uhr”, so Prof. Kai Wilhelm.
Die Patientin/der Patient im Mittelpunkt
Bei allem digitalen Fortschritt durch den Transfer von Bilddaten ist dem Bonner Radiologen eines besonders wichtig: „Die Patientin/der Patient steht weiter im Mittelpunkt. Eine Ärztin oder ein Arzt vor Ort ist als persönlicher Ansprechpartner unbedingt erforderlich”, sagt Wilhelm. Die radiologische Kompetenz werde an einem externen Standort gebündelt, aber „der Befund muss juristisch abgesichert wieder in das System übertragen werden.” Das Ziel sei ein optimaler Einsatz der personellen und wirtschaftlichen Ressourcen bei möglichst geringem administrativem Aufwand.